Der Steintanz von Boitin

DER AUFBAU:

Der Steintanz von Boitin besteht aus insgesammt 4 Steinkreisen. Drei der Steinkreise liegen dicht zusammen. Der vierte Steinkreis befindet sich ca 150 m südöstlich von den drei Kreisen entfernt. Der größte der drei Kreise besteht aus neun aufrechtstehenden, stelenartigen Findlingen und hat einen Durchmesser von ca. 14 m. Der zweitgrößte Steinkreis besteht aus 8 Steinen, von denen einer in zwei dicht zusammen liegende Hälften zerbrochen ist. Er hat einen Durchmesser von ca. 13,5 m. Der kleinste der drei Kreise besteht aus sieben Steinen, wobei zwischen zweien eine größere Lücke besteht, als zwischen den anderen, was darauf hindeuten könnte, das hier eventuell irgendwann ein Stein entfernt wurde. Der Durchmesser des kleinsten Kreises beträgt etwa 7,5 m. Die Mittelpunkte der drei Kreise bilden ein gleichschenkliges Dreieck. Die Entfernung vom Mittelpunkt des größten Kreises zum Mittelpunkt des zweitgrößten Kreises beträgt ca. 18 m. Die Entfernung vom Mittelpunkt des größten Kreises zum Mittelpunkt des kleinsten Kreises beträgt ebenfalls ca. 18 m. Die Entfernung zwischen den Mittelpunkten des zweitgrößten und des kleinsten Kreises beträgt ca. 29 m. Der Mittelpunkt des kleinsten Kreises liegt genau nördlich vom Mittelpunkt des größten Kreises.

Der größte Kreis besitzt einen besonderen Stein aus rotem Granit. Er steht aufrecht und ist ca. 2 m hoch. Von oben nach unten befinden sich untereinander angeordnet zwölf Vertiefungen, die die Form eines vierseitigen etwa quadratischen Pyramidenstumpfes haben. Die Seitenlänge dieser Vertiefungen an der Oberfläche des Steines beträgt etwa 6 cm, im Innern etwa 4 cm. Sie gehen alle ca. 4 cm tief in den Stein hinein. Im kleinen Kreis befindet sich ein Stein, ebenfalls aus rotem Granit, der eine Bruchseite hat, die an genau so einer Vertiefungsreihe entstanden sein muß. Es lassen sich noch deutlich sechs solcher Vertiefungsstellen im Bruch erkennen. Die Vertiefungen waren soweit die Bruchkante erkennen läßt, etwa so groß, wie die noch ganz erhaltenen Vertiefungen des Steines im größten Kreis.

Die Vertiefungen wurden mittlerweile als das Ergebnis relativ neuer Steinschlägerei erkannt. Die Theorie eines Kalendersteines wurde somit verworfen.

 

 

 

 

 

 

 


DIE BEDEUTUNG:

Nach der Erforschung des Steintanzes durch den Archaeologen R. Beltz im Jahre 1929, während welcher man Urnen aus der Eisenzeit (600 - 400 v. Chr.) fand, wurde der Steintanz als reine Begräbnisstaette abgetan. Diese Erklärung wird damit begründet, dass es sich bei vielen ähnlichen Steinkreisen in Mitteleuropa um solche Begräbnisstaetten handele.

Ich möchte dieser Aussage hier auf das Heftigste wiedersprechen. Nach meiner Meinung, und ich stehe damit nicht alleine da, wurde der Steinkreis erst nachträglich zu Begräbniszwecken genutzt, seine Hauptaufgabe bestand aber vor ca. 3000 Jahren nicht darin. Eher kann man Ihn, wie auch so viele andere Steinkreise als Kult- oder Gerichtsstätte werten. Auch seine astronomische Ausrichtung, man beachte den Doppelstein in Kreis 3, von dem Ortungslinien ausgehen, lässt Vergleiche zu Stonehenge und anderen ähnlich grossen Steinkreisen zu. Und diese werden meist auch nicht einzig und alleine als Begräbnisstaetten angesehen.

Desweiteren ist es mir eigentlich eher bekannt, dass zu Begräbniszwecken Dolmengräber, Steinkammergräber oder Hügelgräber, oft auch Höhlen benutzt wurden, nicht aber Steinkreise.

Das zugehörige Märchen:

Das Dorf Dreetz lag früher in unmittelbarer Nähe des Steintanzes. Einst wurde in Dreetz eine prächtige Bauernhochzeit gefeiert. Es ging hoch her und alle waren lustig und vergnügt. In ihrem Übermut kamen einige Bauern auf den Gedanken, mit Würsten, Broten und Kuchen zu kegeln. Bevor sie damit begannen, ermahnte sie ein Geist, der in der Gestalt eines alten Mannes bei dem Fest auftauchte. Er forderte sie auf, diesen Frevel zu beenden. Die Bauern hörten aber nicht auf ihn und verspotteten den alten Mann. Zur Strafe wurden darauf alle Festteilnehmer in Steine verwandelt (Großer Steintanz). In der Nähe des Festplatzes hütete ein Schäfer mit seinem Hund eine Herde Schafe. Er hatte dem Festgeschehen zugeschaut, sich aber nicht an dem Kegelspiel beteiligt. Er war dann von dem alten Mann aufgefordert worden, sofort mit seinen Schafen zu fliehen und sich dabei nicht umzusehen. Der Schäfer befolgte den Rat des Geistes. Als er dann schon ein Stück vom Festplatz fort war, ließ ihn die Neugier nicht ruhen. Um das Verbot sich umzudrehen, zu umgehen, bückte er sich und sah zwischen seinen Beinen durch. Im gleichen Augenblick wurden er, sein Hund und die Herde auch zu Stein (Kleiner Steintanz).

In der Johannisnacht (24. Juni) soll aus der Brautlade (13. Loch des größten Steines) ein roter Faden heraushängen. Ein Jüngling, der den Mut hat, ihn herauszuziehen, kann alle erlösen und den Schatz, der in der Brautlade liegt, behalten.